In einer Welt, die von Tempo, Konsum und ständiger Reizüberflutung geprägt ist, wächst bei vielen der Wunsch nach Reduktion, nach Klarheit – nach einem Lebensstil, der nicht von Dingen, sondern von Sinn erfüllt ist. Wer sich auf die Suche nach solcher Tiefe begibt, landet früher oder später bei den Shakern. Die religiöse Gemeinschaft, die im 18. Jahrhundert in den USA entstand, hat eine Ästhetik und Lebensweise hinterlassen, die bis heute fasziniert. Das Buch Shaker: Life, Work and Art ist ein eindrucksvoller Zugang zu dieser Welt – visuell, spirituell und inspirierend.

Auf den ersten Blick ist Shaker: Life, Work and Art ein wunderschöner Bildband – mit großformatigen Fotografien, die Shaker-Möbel, Architektur und Handwerkskunst in Szene setzen. Doch das Buch bietet weit mehr. Kurze, gut lesbare Texte geben Einblicke in das alltägliche und spirituelle Leben der Shaker, schildern ihre Arbeit, ihr Gemeinschaftsleben und ihre Prinzipien. Besonders eindrucksvoll: die Darstellung eines „typischen“ Tages im Leben der Brüder und Schwestern – ein rhythmisches Zusammenspiel aus Arbeit, Gebet und Stille.

Typisch für die Shaker ist ihre kompromisslose Schlichtheit. Ihre Möbel zeichnen sich durch klare Linien, konisch zulaufende Beine und funktionale Eleganz aus. Kein Detail ist zufällig – alles dient einem Zweck, ohne je lieblos zu wirken. Diese Ästhetik ist nicht Selbstzweck, sondern Ausdruck eines tieferen Lebensprinzips: Einfachheit als Form von Klarheit, Reduktion als Zugang zur Essenz.

Wer über Filme wie Der einzige Zeuge erstmals mit der Welt der Amish oder ähnlicher Gruppen in Berührung kam, wird sich beim Lesen dieses Buches in eine verwandte, aber eigenständige Kultur vertiefen. Die Shaker gehen noch einen Schritt weiter: Sie verbinden Spiritualität, Design und Alltagsleben zu einer durchdringenden Einheit. Was bei minimalistischen Künstlern als ästhetisches Experiment erscheint, ist bei ihnen Lebenshaltung.

Besonders faszinierend ist, wie sich die Werte der Shaker mit zeitgenössischen Sehnsüchten überschneiden: Nachhaltigkeit, Achtsamkeit, Konzentration auf das Wesentliche. Die großartig fotografierten Bilder und die ruhigen Texte laden ein, innezuhalten – und die eigene Beziehung zu Konsum, Raum und Lebenssinn zu überdenken.

Was ich aus dem Buch mitnehme

Shaker: Life, Work and Art zeigt mir, dass die Welt – trotz aller technischer Komplexität – immer wieder zur Einfachheit zurückfindet. Beeindruckt hat mich vor allem die Liebe zum Detail: wie sorgfältig Architektur und Möbel geplant wurden, mit welcher Kreativität und Hingabe Sitzbezüge genäht und Alltagsgegenstände gefertigt wurden. Diese Schlichtheit ist kein Verzicht, sondern ein Ausdruck von Achtsamkeit und Schönheit.

Das Buch, in englischer Sprache verfasst, ist reich bebildert – auch in den Details. Es wurde von June Sprigg und David Larkin geschrieben, die eindrucksvollen Fotografien stammen von Michael Freeman. Ursprünglich erschien es im Jahr 1987 und umfasst 272 Seiten – und doch wirkt es heute aktueller denn je. Shaker: Life, Work and Art ist mittlerweile nur noch antiquarisch erhältlich, doch jede Suche lohnt sich. Denn es gehört zu jenen Werken, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Fazit

Shaker: Life, Work and Art ist weit mehr als ein schönes Coffee-Table-Book. Es ist ein stiller Begleiter für alle, die sich nach einer Rückbesinnung auf das Einfache sehnen. Dieses Buch ist Meditation, Inspiration und Augenweide zugleich. Vielleicht weckt es sogar den Wunsch, die eigene Wohnung – oder das eigene Leben – ein Stück weit zu „minimalisieren“. Nicht als Trend, sondern als bewusste Entscheidung für mehr Klarheit.

Ein wunderbares Buch für alle, die Schönheit nicht im Überfluss, sondern in der Reduktion suchen. Und für alle, die verstanden haben, dass wahres Design immer auch eine Haltung ausdrückt.

Von Alexander

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